Eines Tages, in einem strengen Winter, begegnete Martin einem Bettler, der am Stadttor von Amiens saß. Der Bettler hatte nichts anzuziehen, und Martin selbst war nur mit seinem Soldatenmantel bekleidet.
Der Arme bat die Vorübergehenden um Hilfe, doch alle gingen an ihm vorbei. Da begriff Martin, dass es seine Aufgabe war hier zu helfen. Was sollte er aber tun? Er hatte ja nichts bei sich, als den Mantel, den er trug. Da nahm er sein Schwert, das er als Soldat am Gürtel trug, teilte seinen Mantel, gab die eine Hälfte dem Bettler und hüllte sich selbst in die andere.
Die Umstehenden lachten über ihn, weil er mit seinem halben Mantel seltsam aussah. Einige aber waren betroffen, weil sie leichter hätten helfen können, es aber nicht getan hatten. In der darauf folgenden Nacht hatte Martin einen Traum: er sah Christus, gehüllt in den Teil des Mantels, den er dem frierenden Bettler gegeben hatte. Dabei hörte er den Herrn sagen: „Martin hat mich mit diesem Mantel bekleidet, obwohl er noch nicht getauft ist.“ Martin erkannte, dass die göttliche Gnade durch ihn gewirkt hatte und ließ sich daraufhin taufen.